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5 Fragen

an Anette Wengert, AVdual-Begleiterin bei der afka


1. Anette, du bist seit 2018 AVdual-Begleiterin an der Carl-Hofer Schule und betreust dort zwei Klassen. Was macht eine AVdual-Begleitung?

A.W.: Die Aufgaben einer AVdual-Begleitung sind vielfältig. Ich bin kontinuierliche Ansprechpartnerin und Vertrauensperson für die Schüler*innen, Lehrer*innen und die Ansprechpartner*innen in den Betrieben. Ich nehme regelmäßig (einmal in der Woche) an den interdisziplinären Teamsitzungen für beide Klassen teil. Intensive Vor- und Nachbereitung der Praktika, Akquise und Begleitung der Praktika, möglichst passgenaue Vermittlung in einen Ausbildungsberuf sind Schwerpunkte meiner Arbeit. Ich dokumentiere meine Arbeit und diese wird vom Ministerium evaluiert.

2. Wie würdest du die Schüler*innen beschreiben, die du betreust?

A.W.: Bei beiden Klassen handelt es sich um inhomogene Gruppen. Die einzelnen Schüler*innen sind sehr unterschiedlich in ihrer persönlichen, als auch sozioemotionalen Entwicklung und in ihrem intellektuellen Leistungsstand. Wir haben zum Beispiel Schüler*innen, die bringen einen Hauptschulabschluss mit und können diesen bei uns verbessern oder Schüler*innen, die ihren Abschluss erst bei uns machen.

3. AVdual ist ja als Modellversuch gestartet. Wie sind deine Erfahrungen damit und was ist hier anders als in anderen Bildungsgängen am Übergang Schule – Beruf?

A.W.: Der Fächerkanon ist ein anderer, zum Beispiel gibt es Unterrichtsfächer wie Lebens- Handlungs- und Praktikumskompetenz. Wir haben fast täglich eine Stunde freie Lernzeit, in dieser Stunde entscheiden die Schüler*innen selbst, in welchem Fach sie lernen, bzw. sie sich verbessern möchten. Jede/r Schüler*in hat einen Lernbegleiter und ich als AVdual-Begleiterin unterstütze zusätzlich in Einzel - oder Gruppensettings. Die kontinuierliche Unterstützung durch die AVdual-Begleitung, zum Beispiel durch die intensive Reflektion der Praktika, erhöht den Übergang in Ausbildung. Die AVdual-Begleitung findet genau heraus, wo es beruflich für die Schüler*innen hingehen kann.

4. Gibt es eine Geschichte, die dich in deiner langen Zeit als AVdual-Begleiterin besonders berührt hat?

A.W.: Ja, in meinem ersten AVdual-Jahr hatte ich einen afrikanischen Schüler in die Ausbildung zum Straßenbauer vermittelt. Der junge Mensch hat seine Ausbildung beendet, wurde vom Betrieb übernommen und ist mittlerweile Vater.

5. Was würdest du dir wünschen, für deine Arbeit und für die Schüler*innen, die du betreust?

A.W.: Für meine Schüler*innen würde ich mir manchmal mehr Zeit wünschen. Für viele ist es nicht so einfach, in die Eigenverantwortung zu gehen. Viele sind es gewohnt, genau das zu machen, was sie gesagt bekommen. Im AVdual wird Eigenverantwortung großgeschrieben und manche Schüler*innen bräuchten mehr Zeit, um ihre Schlüsselkompetenzen voll auszuschöpfen. Für mich als AVdual-Begleiterin wünsche ich mir einen sicheren Arbeitsplatz.

Anette Wengert
Karlsruhe, 13. März 2025